Wie ein volatiler Markt deinen FIRE-Plan beeinflusst
Volatilität steht für die manchmal unvorhersehbaren und heftigen Schwankungen von Aktienkursen. Diese Volatilität ist ein unvermeidlicher Bestandteil des Investierens. Wenn Sie nach finanzieller Unabhängigkeit und einem frühen Ruhestand (FIRE) streben, ist es wichtig, sich bewusst zu machen, wie Volatilität sowohl zu Ihrem Vorteil als auch zu Ihrem Nachteil wirken kann. Mit der richtigen Strategie können Sie diese Launen des Marktes zu Ihrem Vorteil nutzen. Dieser Artikel beleuchtet, wie Volatilität Ihren FIRE-Plan in verschiedenen Phasen Ihrer Reise beeinflusst und wie Sie sich gegen die Unsicherheiten des Marktes durch eine gute Balance zwischen Investieren und Sparen wappnen können.
Die Grundlage: eine clevere Aufteilung
Ein guter FIRE-Plan beginnt mit einer durchdachten Asset-Allokation, also der Aufteilung Ihres Vermögens auf verschiedene Arten von Anlagen. Diese Aufteilung bestimmt, wie Ihr Vermögen auf Marktbewegungen reagiert und ist entscheidend für Wachstum und Stabilität.
Eine effektive Asset-Allokation kombiniert:
· Volatile, renditestarke Anlagen, wie Aktien und ETFs, die langfristig für das Wachstum Ihres Vermögens sorgen.
· Stabile, weniger renditestarke Anlagen, wie Ersparnisse oder Anleihen, die in turbulenten Zeiten Ruhe und Sicherheit bieten.
Die Bedeutung von Ersparnissen wird häufig unterschätzt. Doch gerade dieses Ersparte ist entscheidend, um Börsenrückgänge zu überstehen, ohne in Panik Aktien zu verkaufen (oder verkaufen zu müssen). Es ist das Polster, das Ihnen hilft, Ihre langfristige Strategie beizubehalten – das Kissen bei einer harten Landung. Das richtige Verhältnis zwischen diesen Kategorien hängt von Ihrer Risikotoleranz, Ihrem Anlagehorizont und Ihrer persönlichen finanziellen Situation ab.
Es ist also entscheidend, eine Mischung zu wählen, die Sie auch während extremer Marktschwankungen beibehalten können. Oft merken Sie erst bei einem deutlichen Börsenrückgang, wie gut Ihre Aktienaufteilung wirklich zu Ihnen passt. Theorie und Praxis unterscheiden sich manchmal: Was auf dem Papier eine gute Verteilung zu sein scheint, kann sich in der Realität emotional schwierig anfühlen. Für viele kann eine Aufteilung von 60 % bis 70 % in Aktien und 30 % bis 40 % in Ersparnissen optimal funktionieren. Sie bietet eine Balance zwischen Wachstum und Stabilität. Jedoch kann die optimale Aufteilung für jeden individuell variieren.
Volatilität in der Aufbauphase: eine Chance, die Sie nutzen können
Wenn Sie sich noch in der Aufbauphase Ihres FIRE-Plans befinden – also in der Zeit, in der Sie Vermögen aufbauen, indem Sie regelmäßig sparen und investieren – kann Volatilität sogar ein Vorteil sein. Der durchschnittliche Anleger neigt aus Emotionen dazu, weniger zu investieren, wenn die Märkte fallen und mehr, wenn sie steigen. Wenn Sie jedoch konsequent sparen und mit festen Beträgen investieren, können Sie gerade von fallenden Märkten profitieren. Das erreichen Sie, indem Sie jeden Monat an einem festen Datum (oder mehreren) einen festen Betrag investieren und sparen.
In fallenden Märkten kaufen Sie mit diesem festen monatlichen Betrag mehr Aktien, weil die Kurse niedrig sind, während Ihr Erspartes gleichzeitig Ihr Polster stärkt. Dieses Sparpolster verhindert, dass Sie Ihre Anlagen zwischendurch bei unerwarteten Ausgaben verkaufen müssen. So arbeiten Sparen und Investieren zusammen, um Ihre langfristige Strategie zu schützen.
Praktische Tipps, um Volatilität in der Aufbauphase zu Ihrem Vorteil zu nutzen:
1. Automatisch sparen und investieren: Richten Sie ein, dass monatlich ein fester Betrag auf beide Wege geht, sobald Ihr Gehalt eingeht. So bleiben Sie konsequent und haben immer ein Polster.
2. Nicht zu oft schauen: Tägliche Kursschwankungen beeinflussen Ihre Emotionen und können zu impulsiven Entscheidungen führen. Je weniger Sie schauen, desto leichter halten Sie an der langfristigen Perspektive fest.
3. Medien ignorieren: Schlagzeilen über Crashs oder spektakuläre Anstiege sind selten relevant für Ihren Plan. Konzentrieren Sie sich lieber auf Ihre Aufteilung zwischen Sparen und Investieren.
Wenn Sie konsequent weiter sparen und investieren, machen Sie Volatilität zu Ihrem Verbündeten. Ein fallender Markt mag sich unangenehm anfühlen, aber im Grunde ist es ein „Ausverkauf“, bei dem Sie günstiger einkaufen können – während Ihr Erspartes Ihnen innere Ruhe verschafft.
Die Entnahmephase: Pech mit dem Rendite-Timing
Sobald Sie die Entnahmephase erreichen – also den Punkt, an dem Sie FIRE sind und von Ihrem aufgebauten Vermögen leben – verändert sich die Rolle der Marktschwankungen. Ein starker Börsenrückgang in den ersten Jahren Ihrer finanziellen Freiheit kann Ihr Vermögen schneller schrumpfen lassen, wenn Sie Aktien verkaufen müssen, um davon zu leben.
Einfach gesagt: Wenn der Markt fällt, während Sie gerade aufgehört haben zu arbeiten, entnehmen Sie Geld aus einem kleineren Topf. Dadurch erholt sich Ihr Vermögen schlechter, selbst wenn die Börse später wieder steigt. Anleger nennen das das Sequence of Return Risk – oder in einfachen Worten: das Risiko von Pech mit dem Timing Ihrer Renditen.
Sparguthaben und stabile Anlagen sind dann unverzichtbar. Sie bilden das Polster, mit dem Sie einige Jahre überbrücken können, ohne Aktien zu niedrigen Kursen verkaufen zu müssen. Sparen ist dann das Polster, das den harten Aufprall abfedert.
Zum Glück zeigen historische Daten, dass ein Börsencrash in den ersten ein bis zwei Jahren Ihrer Entnahmephase meist wenig Einfluss auf Ihre sichere Entnahmerate hat. Der längere Zeitraum von etwa zehn Jahren ist dagegen entscheidend.
So reduzieren Sie das Risiko des Sequence of Return Risk:
1. Halten Sie direkt verfügbare Reserven bereit: Legen Sie Rücklagen an, die Ihre Ausgaben für mehrere Jahre abdecken.
2. Seien Sie flexibel mit Ihren Ausgaben: Geben Sie in schlechten Börsenjahren vorübergehend etwas weniger aus.
3. Erwägen Sie einen Nebenverdienst: Eine kleine zusätzliche Einkommensquelle kann besonders zu Beginn Ihrer FIRE-Phase hilfreich sein.
4. Optimieren Sie Ihre Anlagestrategie: Rund um den Start der Entnahmephase kann es sinnvoll sein, etwas defensiver zu investieren.
Volatilität als Verbündete und Gegnerin
Volatilität ist ein zweischneidiges Schwert in Ihrem FIRE-Plan. In der Aufbauphase ist sie Ihre Verbündete: Durch systematisches Investieren und ausreichendes Sparen können Sie günstiger Aktien kaufen und Ruhe bewahren. In der Entnahmephase kann Volatilität jedoch Ihre Gegnerin sein. Ein ungünstig getimter Börsenrückgang kann Ihren Plan gefährden – es sei denn, Sie haben ausreichende Ersparnisse oder andere stabile Anlagen als Rückhalt.
Mit einer robusten Aufteilung, einer gesunden Ersparnis-Reserve und Flexibilität in Ihren Ausgaben machen Sie Ihren FIRE-Plan widerstandsfähig gegenüber Auf- und Abschwüngen. Sparen und Investieren ergänzen sich: Das eine bietet Stabilität, das andere Wachstum. Zusammen bilden sie das Herzstück eines nachhaltigen Plans auf dem Weg zur finanziellen Unabhängigkeit.
Mr FOB gründete 2016 den Financially Independent Blog. Dort schreibt er über seine Reise, um finanziell unabhängig zu werden, und - als Sahnehäubchen - darüber, wie er im Alter von 49 Jahren aufhören konnte zu arbeiten. Bei FOB geht es um Sparen, Investieren und alles andere, was man braucht, um finanziell unabhängig zu werden und zu bleiben. Für die Ayvens Bank teilt Herr FOB gerne sein Wissen in einer Reihe von Gastblogs darüber, wie man das Beste aus seinen Ersparnissen macht und den Grundstein für seine eigene finanzielle Unabhängigkeit legt.
Die in diesem Blog beschriebene Meinung zu diesem Thema ist ausschließlich die des Autors und stellt nicht die Position der Ayvens Bank dar.
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