
KI als Finanzberater – Chance oder Irrweg?

Die Art und Weise, wie Menschen sich über Geldanlagen und Vorsorge informieren, verändert sich rasant. Statt sich von einem Experten beraten zu lassen oder lange Finanzratgeber zu lesen, wenden sich heute viele an künstliche Intelligenz. Laut einer Umfrage im Auftrag von Raisin nutzt bereits jeder Zehnte in Deutschland KI-Tools, um Antworten zu Finanzfragen zu erhalten.
Die Gründe dafür sind naheliegend: KI-Anwendungen liefern schnelle Antworten, sind rund um die Uhr verfügbar und wirken objektiv. Dennoch bleibt ein Spannungsfeld: Während manche Nutzer begeistert sind, äußern andere erhebliche Skepsis. Kann eine KI wirklich die Rolle übernehmen, die bisher Beraterinnen und Berater innehatten?
Wo KI echten Mehrwert bringt
KI kann den Zugang zu Finanzwissen erleichtern: Fachbegriffe wie „ETF“, „Risikostreuung“ oder „Zinseszins“ werden schnell erklärt, komplexe Themen verständlicher gemacht. Zudem analysieren KI-Tools große Datenmengen, erkennen Muster und zeigen Trends oder Szenarien auf. Auch im Alltag – etwa bei Budgetplanung oder Sparzielen – können sie unterstützen.
Durch den unkomplizierten Zugang sinkt die Hemmschwelle, sich mit Finanzen zu befassen und es kann zu einem guten Einstieg werden, sich Schritt für Schritt mehr Finanzwissen anzueignen.
Warum KI auch Risiken birgt
So hilfreich KI im Alltag erscheinen mag: Ihre Grenzen dürfen nicht übersehen werden.
- Fehlende Individualität: Eine KI kennt weder Ihre persönliche Lebenssituation noch Ihre langfristigen Ziele. Antworten bleiben daher oft allgemein und berücksichtigen nicht Ihre individuelle Risikobereitschaft.
- Fehlerhafte Informationen: Studien, unter anderem von der Universität St. Gallen, zeigen, dass KI-Modelle mitunter riskantere Empfehlungen aussprechen als traditionelle Benchmarks. In einer Untersuchung erwiesen sich sogar 43 % der Antworten einer Google-KI zu Finanzfragen als fehlerhaft.
- Black-Box-Effekt: Viele KI-Modelle sind nicht transparent. Es ist oft unklar, warum genau ein bestimmter Ratschlag ausgegeben wird. Dies könnte problematische Auswirkungen haben, wenn es um weittragende Entscheidungen geht.
- Trugschluss der Sicherheit: Weil Antworten oft plausibel klingen, werden sie leicht für korrekt gehalten, auch, wenn sie unvollständig oder irreführend sind.
Aufsichtsbehörden wie die BaFin (Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht) warnen daher explizit davor, KI als alleinige Grundlage für Finanzentscheidungen zu nutzen. Denn Algorithmen können Finanzmärkte aktuell nicht zuverlässig prognostizieren,
KI clever nutzen
Heißt das, man sollte die Finger von KI lassen? Ganz im Gegenteil – entscheidend ist der richtige Umgang:
- Werkzeug, nicht Berater: Nutzen Sie KI, um Begriffe zu verstehen, sich einen Überblick zu verschaffen oder erste Fragen zu klären. Sehen Sie die Technik als Ergänzung, nicht als Ersatz für professionelle Beratung.
- Mehrere Quellen prüfen: Vertrauen Sie nie ausschließlich einer KI-Antwort. Ziehen Sie zusätzliche Quellen wie Studien, Fachartikel oder offizielle Informationen heran.
- Kritische Fragen stellen: Fragen Sie sich immer, auf welchen Daten eine Antwort basieren könnte und welche Annahmen dahinterstehen.
- Professionelle Unterstützung hinzuziehen: Wenn es um größere Summen, Altersvorsorge oder langfristige Strategien geht, ist die Expertise eines regulierten Finanzinstituts unverzichtbar.
So wird KI zu einem nützlichen Helfer im Alltag ohne, dass Sie sich blind auf ihre Ratschläge verlassen müssen.
Werkzeug statt Wundermittel
KI verändert bereits heute die Welt der Finanzen. Sie macht Informationen zugänglicher, hilft beim Verständnis komplexer Themen und senkt die Einstiegshürden.
Die wichtigste Erkenntnis lautet: Künstliche Intelligenz kann Orientierung geben, aber keine individuelle Finanzberatung ersetzen. Für fundierte Entscheidungen braucht es nach wie vor das Wissen, die Erfahrung und die Verantwortung von Experten.
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